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AutorenbildChristian Lorenz

Einführung in die Infrarotfotografie

Hallo liebe Fotofreunde!


Heute möchte ich euch die Tür zu einer faszinierenden Welt öffnen: der Infrarotfotografie. Mit dieser Technik taucht ihr ein in ein Reich jenseits des sichtbaren Lichts und erhaltet einzigartige Aufnahmen, die mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar sind. Ich habe mich erstmals mit der Infrarotfotografie beschäftigt als ich nach einer Möglichkeit gesucht habe meiner eingemotteten Sony Alpha 65 neues Leben einzuhauchen.


Was ist Infrarotfotografie?

Infrarotlicht ist Teil des elektromagnetischen Spektrums, liegt aber jenseits der von Menschen wahrnehmbaren Farben. Mit speziellen Kameras oder umgebauten DSLR-Modellen kann man dieses unsichtbare Licht einfangen und so Bilder erstellen, die von unseren gewohnten Sehgewohnheiten stark abweichen.


Völkerschlachtdenkmal in Leipzig - 700nm Infrarot


Infrarotfotografie bezieht sich auf das Fotografieren im nahen Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums, der für das menschliche Auge unsichtbar ist. Während das sichtbare Licht Wellenlängen von etwa 400 bis 700 Nanometern hat, deckt der nahe Infrarotbereich Wellenlängen von etwa 700 bis 1200 Nanometern ab. Diese Wellenlängen enthüllen eine verborgene Welt, in der Pflanzen leuchtend weiß erscheinen und der Himmel dramatisch dunkel wird. Mittels weitere Bildbearbeitung können aber auch eine Vielzahl anderer Farbeffekte angewendet werden.


Das elektromagnetische Spektrum [1]


Motive für die Infrarotfotografie

Die Infrarotfotografie eignet sich hervorragend für die Aufnahme von:

  • Landschaften: Bäume und Laub erscheinen in leuchtenden weiß, gelb/orange bis rosa Farbtönen, während der Himmel tiefdunkel wirkt. Infrarotfotos von Landschaften bieten eine völlig neue Perspektive und können selbst bekannte Motive völlig neuartig darstellen.

  • Porträts: Infrarotlicht dringt tief in die Haut ein und kann so ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten erzeugen. Porträts in Infrarot wirken oft mystisch und entrückt. Außerdem werden Hautunreinheiten und Falten gut kaschiert.

  • Architektur: Die Infrarotfotografie kann die Details von Gebäuden hervorheben und so ganz neue Blickwinkel auf bekannte Bauwerke ermöglichen.

  • Stillleben: Durch die unterschiedliche Infrarotreflexion verschiedener Materialien entstehen bei Stillleben faszinierende Kontraste und Strukturen.


Fun Fact am Rande: Infrarottechnik wird auch in Filmproduktionen wie Dune: Part Two eingesetzt. Der Arena-Kampf auf Giedi Prime - dem Heimatplanten der Harkonnen - wird vom Licht einer schwarzen Sonne beleuchtet. Zur Inszenierung dieses besonderen Lichts wählte der Regisseur hier den Infrarot-Film.

Austin Butler in Dune: Part Two (2024) [2] © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc.


Die Technik: Filter und Umrüstungen

Es gibt verschiedene Ansätze, um Infrarotfotografie umzusetzen. Hier sind die gängigsten Methoden mit jeweiligen Vor- und Nachteilen:


Infrarot-Schraubfilter: Eine einfache Möglichkeit, mit Infrarotfotografie zu beginnen, ist die Verwendung eines Infrarotfilters. Diese Filter werden vor das Kameraobjektiv gesetzt und blockieren das sichtbare Licht, während sie Infrarotlicht durchlassen. Die Handhabung ist einfach und identisch zu ND- oder Pol- Schraubfiltern.


Vorteile:

  • Einfache Handhabung und relativ kostengünstig.

  • Flexibel, da sie mit verschiedenen Kameras und Objektiven verwendet werden können - vorausgesetzt sind identische Gewindedurchmesser oder die Nutzung von Step-Up-Ringen.

  • Nutzung verschiedener Infrarotfilter möglich


Nachteile:

  • Längere Belichtungszeiten, da der IR-Filter das meiste sichtbare Licht blockiert und der noch vorhandene Hot-Mirror-Filter ebenfalls einen hohen IR-Anteil filtert.

  • Fokusprobleme, da der Infrarotbereich einen anderen Schärfepunkt hat.


Modifizierte Digitalkameras: Für ernsthafte Infrarotfotografie lassen viele Fotografen ihre Digitalkameras modifizieren, um den eingebauten Infrarot-Sperrfilter (Hot-Mirror-Filter) zu entfernen und durch einen Infrarot-Filter zu ersetzen.


Vorteile:

  • Ermöglicht kürzere Belichtungszeiten und damit nahezu gewohnte Handhabung.

  • Bessere Bildqualität und Schärfe.


Nachteile:

  • Die Modifikation ist irreversibel und kann teuer sein. Die Kosten hängen unter anderem von der Filtergröße (APS-C, Vollformat, etc.) und kameraspezifischem Umabauaufwand ab.

  • Die Kamera kann danach nicht mehr für normale Fotografie genutzt werden.

  • Nutzung verschiedener Infrarotfilter ist eingeschränkt. Beispiel: eine Kamera mit 700nm Filter kann nicht für 630nm Aufnahmen genutzt werden. Andersrum ist es jedoch mittels zusätzlichem (Schraub-) Filter möglich.


Da eine dauerhafte Modifikation einiges an Fachwissen und Geschicklichkeit voraussetzt, habe ich meine Kamera von Sven Lamprecht umbauen lassen und kann seine Arbeit nur weiterempfehlen. Hier ist der Link zu seiner Homepage mit Online-Shop. Überlegt euch jedoch vorher gut, welchen Bildeffekt ihr erreichen wollt, da die Nutzung verschiedener Wellenlängen eingeschränkt sein kann.


Tipps für die Infrarotfotografie

  • Licht: Die besten Bedingungen findet man im Sommer, wenn möglichst viele grüne Pflanzen vorhanden sind und das Sonnenlicht intensiv scheint. Für mich persönlich perfekt, da die Bedingungen im Sommer mir oft zu kontrastreich sind.

  • Objektivvergütung: Die meisten Objektive und ihre Vergütung sind nicht für Infrarotfotografie optimiert. Daher kommt es of zu verstärkter Bildung von Lens Flares, die im Bild stören aber auch kreativ eingesetzt werden können.

  • Weißabgleich: Bei Infrarotfotografie muss der Weißabgleich manuell angepasst werden, da herkömmliche Einstellungen zu unerwünschten Farbstichen führen können.

  • Fokussierung: Aufgrund der unterschiedlichen Wellenlängen kann es hilfreich sein, den Fokus vor dem Anbringen des Filters zu setzen oder eine Kamera mit Live-View zu verwenden.

  • Nachbearbeitung: Die Nachbearbeitung spielt eine große Rolle. Das Konvertieren der RAW-Dateien und das Anpassen von Kontrast und Farben in Programmen wie Adobe Lightroom oder Photoshop ist oft notwendig, um die besten Ergebnisse zu erzielen.


Ein Beispiel für sehr starke Lensflares, die häufig enstehen weil die Objektivvergütung meist Infrarotstrahlung nicht berücksichtigt.


Erste Schritte in die Infrarotfotografie

Wenn ihr die Infrarotfotografie ausprobieren möchtest, benötigt ihr zunächst eine Kamera, die dafür geeignet ist. Mit einem Infrarotfilter und etwas Übung könnt ihr schon bald erste beeindruckende Ergebnisse erzielen. Für Schraubfilter und den vollständigen Umbau kann ich euch den Shop von Sven Lamprecht empfehlen.


Infrarotfotografie ist eine spannende und kreative Art der Fotografie, die neue Perspektiven und einzigartige Bilderwelten eröffnet. Seid mutig, experimentiert und entdeckt die faszinierende Welt des Unsichtbaren!


In den nächsten Blogbeiträgen werde ich noch tiefer in die Infrarotfotografie eintauchen und euch verschiedene Techniken, Kameraeinstellungen und Bildbearbeitungsmöglichkeiten näherbringen.


Bis zum nächsten Mal und bleibt kreativ!


Euer Christian



 

Quellen:

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